FazendaPost zur Adventszeit

Geschätzte Leserinnen und Leser

«Ein langer, kalter Winter». So lautete die Überschrift unserer Frühlings-Post. Es mag phantasielos erscheinen, wenn wir über diese Herbst-Post einen ähnlichen Titel setzen. Doch was uns die vergangenen Monate bescherten, übertraf nicht nur in meteorologischer Hinsicht alles bisher Erlebte:

Ein an Früchten reicher Sommer

Über Wochen hinweg Beeren in Hülle und Fülle. Der uralte Kirschbaum im Klostergarten übervoll behangen mit süssen Kirschen. Man brauchte beim Vorbeigehen fast nur den Mund zu öffnen, um sich die die verlockenden Früchte einzuverleiben. Was wir nicht gleich frisch zu verzehren vermochten, ruht nun als Wintervorrat in der Kühltruhe oder wurde in der Küche zu Konfi verarbeitet. So können wir der Anfrage einer Institution gerecht werden, welche bei uns 130 Konfigläser – ergänzt durch Dörrobstsäckli – bestellt hat. Viele Produkte sind im Hofladen bereit für die Kundschaft.

Der fruchtbare Sommer hat uns somit über Monate hinweg ein abwechslungsreiches Beschäftigungsprogramm bereitet. Die Apfelhurden im Keller sind mit Kartoffeln und Äpfeln gefüllt und über 2’000 Liter feiner, biologischer Süssmost – pasteurisiert und abgefüllt in 5L-/10L-Bags – warten auf Abnehmer.

Uns freut natürlich jeder Franken, den wir mit unseren eigenen Händen erarbeiten können. Gleichermassen freuen uns die «Spenden», die uns in verschieden grossen Beträgen zugeflossen sind: «Früchte der Liebe». Ohne diese «Hilfe von Oben» und ohne die Unterstützung vieler freiwilliger HelferInnen könnten wir nicht existieren.

Und was sonst noch reift und gereift ist

Damit meinen wir nicht die vielen Baumnüsse, Kürbisse etc.

Gemeint sind vielmehr die Menschen. Sie sind ja das Herz der Fazenda. Nicht nur jene, die hier über längere Zeit in Gemeinschaft leben und arbeiten, sondern auch jene, die kurzzeitig mit uns in Kontakt kommen. Mit Freude dürfen wir feststellen, wie sie sich wohlfühlen, innerlich auftanken und meist mit frohen Gesichtern wieder weitergehen.

Unsere Hausgemeinschaft vergrössert und verringert sich periodisch. Zur Zeit umfasst sie sechs Personen, von denen drei ihr Jahr der ‘Rekuperation’ begonnen haben. Es ist ein Prozess der Heilung und Reifung mit den drei typischen Phasen von «getragen werden», «stehen» und «mittragen».

Festliche Momente

Es ist immer ein freudiges Ereingnis, wenn wir einem, der seine zwölf Monate vollendet hat, das «Diplom» überreichen dürfen. Dieses schenkt ihm das Gastrecht auf allen 140 Fazendas weltweit. Grund zur Freude ist aber dieser konkrete Mensch, der psychisch und körperlich neue Kraft gewonnen hat und nun mit gestärkter Hoffnung wieder in die Berufswelt, in eine Ausbildung und allenfalls ins Familienleben eintritt. Im Juni war es K.M., der strahlend sein Diplom entgegennahm. Wenn er das Erfolgsgeheimnis seiner Gesundung weiter pflegt, wird die Fazendaerfahrung vielfache Frucht bringen und ihm und seiner Umgebung zugute kommen.

Im vergangenen Mai war es ein ‘Ehemaliger’, der ein Jahr nach seiner Rekuperation mit seiner Verlobten heiratete. Am liebsten hätten die Beiden sich in unserer schönen Klosterkirche das Jawort geschenkt. Doch diese war für die grosse Zahl der zu erwartenden Gäste zu klein. So entschied sich das Paar, wenigsten das Hochzeitsfest nach der Trauung im grossen Klostergarten zu veranstalten. Zusammen mit unseren Leuten wurde ein grosses Zelt im Rasenfeld errichtet. Viele, nicht zuletzt die strahlende Sonne, trugen dazu bei, dass der Tag eine einzigartige Schönheit bekam und die Freude des Brautpaares alle erfasste.

Dass der Hochzeit eine Woche später gleich unser jährliches Hoffest folgte, war schon eine echte Herausforderung für unsere Fazendafamilie. Wiederum strömten von Nah und Fern weit über hundert interessierter Leute zusammen. Für die Kinder war natürlich das ‘Gumpischloss’ die Hauptattraktion nebst unseren Kleintiergehegen. Die Erwachsenen nahmen scharenweise an den Führungen teil. Freiwillige HelferInnen brachten uns die Zutaten zum Grillgut, sowie feine Dessertsachen und unterstützten uns beim Aufräumen.

Gastgeber und Gäste zugleich

Wir selber waren in den vergangenen Monaten nicht nur Gastgeber für Feste Feiernde, für Jugendgruppen, für Besucher unseres sonntägliches Hofcafé und für sehr viele Jakobspilger. Wir durften selber auch Gäste sein. Mit unserem polnischen Rekuperanten verbrachten wir nach Ostern eine Woche in Nyssa, Polen, wo wir uns an der Vorbereitung zur Einweihung der dortigen Fazenda beteiligten. Unvergessliche, erlebnisreiche Tage!

Jährlich versammeln sich zum Franziskusfest anfangs Oktober die BewohnerInnen aller 15 europäischen Fazendas in der ‘Mutter-Fazenda’ Gut Neuhof bei Berlin. Diese hat sich seit der Gründung vor 20 Jahren aus einer heruntergekommenen, im Schutt liegenden Kolchose zu einer wunderschönen Anlage entwickelt. Es war überwältigend zu erleben, wie aus dem damaligen ‘kleinen Samenkorn’ eine grosse, lebensfrohe Gemeinschaft geworden ist, ein starkes Zeugnis der Hoffnung.

Personelles

In der Fazenda liegen personelle Veränderungen in der Natur der Sache, was von allen eine grosse Flexiblität erfordert. Abgesehen von jenen, welche ihre Rekuperation abschliessen und jenen, die sie neu beginnen, gibt es auch Veränderungen auf der Ebene der Mitarbeitenden.

So ist Hilario, unser Padrinho, anfangs Oktober nach Brasilien zurückberufen worden. Seine mitleitende Präsenz auf der Fazenda hat nicht nur das Gemeinschaftsleben geprägt, sondern auch das Erscheinungsbild des Kloster im Innen- und Aussenbereich. Hilario verfügte über einen besonderen Sinn für die Harmonie, angefangen bei den blühenden Topfpflanzen bis hin zur Tischdekoration.

Thomas Huber hat sich während fast vier Jahren mit grosser Zuverlässigkeit, Umsicht und Fachkenntnis um die vielen administativen Angelegenheiten gekümmert. Er verhandelte für die Rekuperanten mit Amtsstellen, Versicherungen und dergleichen. Die Gestaltung der FazendaPost lag in seiner Hand.

Anfangs November hat Thomas Huber, wie schon angekündigt, seinen neuen Arbeitsplatz in einem Treuhandbüro angetreten.

Thomas Strahm – ausgestattet mit kaufmännischer Erfahrung und eingeführt durch Thomas Huber – hat nun die Nachfolge in der Administration antreten.

Bekanntlich ist die Klosteranlage Eigentum einer kirchlichen Stiftung. Seit Beginn hat Fridolin Eisenring, ehemals Bischöflicher Kanzler, den Stiftungsrat ehrenamtlich präsidiert. Ihm verdankt die Fazenda eine ausgezeichnete Zusammenarbeit und freundschaftliche Unterstützung in Rat und Tat. Wir danken ihm von Herzen!

Fridolin Eisenring hat im Frühjahr sein Mandat an Markus Haag, ehemals Gemeindepräsident in Wattwil weitergegeben. Mit spürbarer Motivation und Kompetenz hat dieser das Präsidium des Stiftungsrates übernommen. Er hat auch eine Homepage ins Leben gerufen, welche die Geschichte und das Gesicht der Klosteranlage bekannt macht. Die Homepage soll demnächst zugänglich gemacht werden.

Unterhalt der Klosteranlage – Erneuerung der Menschen

«Oh, ist das wunderschön hier!» «So einladend und so ursprünglich!» Solche und ähnliche Bemerkungen bekommen wir oft von Ankommenden zu hören.

Ja, es stimmt. Wir setzen viel daran, dass die bald 400 Jahre alte Klosteranlage nicht verkommt, sondern weiterhin erhalten bleibt und mit ihrer Einfachheit, Harmonie und Schönheit weiterhin Frieden und Wohlbefinden vermittelt.

Dieses Ziel bringt allerdings auch eine Menge Arbeit und einen erheblichen Kostenaufwand mit sich, für welchen wir auf Zweck bestimmte Spenden angewiesen sind. Unsere Leute sind stolz, wenn sie das Resultat ihres Einsatzes sehen: restaurierte Tore und Fensterläden, gestrichene Mauer- und Holzwände, gepflegte Rasen- und Pflanzflächen, tierfreundliche Gehege für Hühner, Enten, Kaninchen, usw.

Während andere Institutionen vielfach mit hohen Personalkosten therapeutische Beschäftigungsprogramme für ihre Klienten anbieten müssen, bietet uns die weitläufige Anlage sozusagen auf ‘natürlichem’ Wege ein abwechslungsreiches Sortiment von Arbeiten an. Und es liegt in dieser Richtung noch viel Arbeit vor uns.

Ja, man kann sich freuen über das gepflegte ‘Outfit’ der Gebäude und Flächen. Noch schöner ist jedoch die allmähliche Gesundung der Menschen, die hier in der ‘Fazenda da Esperança’ leben und durch das gemeinsam gelebte ‘Wort’ wieder Lebensfreude und Hoffnung gewinnen. Von der Sucht weg, auf die echte Erfüllung der menschlichen Sehn-Sucht zu! Das ist unser Weg und unser Ziel.

Wer allerdings meint, in der Fazenda laufe stes alles so friedlich und harmonisch ab, täuscht sich. Im Gegenteil. Hier dürfen Spannungen und Krisen zum Vorschein kommen. Es gilt sie zu integrieren, durch sie in der Liebe zu wachsen, zu reifen, statt vor ihnen zu fliehen oder ihnen aus dem Weg zu gehen.

Blick vorwärts

Auch wenn wir uns gegenseitig immer wieder ermuntern, gut im gegenwärtigen Augenblick, im JETZT, zu leben, gilt es doch gleichzeitig zu planen und vorauszuschauen.

Die Agenda 2019 beginnt sich bereits zu füllen. Fest steht u.a. das nächstjährige Hoffest, das wir auf Sonntag, den 12. Mai 2019, angesetzt haben. Vielleicht sind Sie dabei! Das würde uns sehr freuen!

Dazu kommen Weekends, Familien- und Vereinsfeiern, Betriebsausflüge, Exerzitien und viel Unvorhersehbares.

Erneut ein grosses DANKE

Zwar bemühen wir uns, durch unsere Arbeit und durch einen bescheidenen Lebensstil finanziell über die Runden zu kommen. Doch reicht das realistischerweise längst nicht, um alle anfallenden Kosten zu zahlen. Von der öffentlichen Hand fliessen uns keine Geldmittel zu. Wie schaffen wir es trotzdem? – Durch Ihre Hilfe, durch die Vielen, die uns mit Rat und Tat, materiell und geistlich unterstützen. Wir sind dafür zutiefst dankbar, Ihnen und auch dem himmlischen Vater gegenüber, als dessen liebende Vorsehung wir jede Spende und Hilfe betrachten.
In unseren Gebeten bitten wir Gott, alle, die uns auf irgendeine Weise beistehen, zu segnen und im Guten zu bestärken.

Alle Spenden und der Mitgliederbeitrag – an der Vereinsversammlung wurden für 2018 Fr. 50.- festgelegt – zu Gunsten des Fördervereins, können in der ganzen Schweiz als freiwillige Zuwendungen von den Steuern abgezogen werden. Für alle einbezahlten Beträge stellen wir Ihnen jeweils eine Spendenbestätigung zu.

  • Ein normales Kopfkissen oder ein Paar Schneeschuhe übrig? Wir können’s brauchen!

Mitglieder- und Spendenkonto:

Förderverein Fazenda da Esperança CH, Klösterli, 9630 Wattwil
Konto: 90-2722-7 IBAN: CH80 8131 7000 0051 3788 2 BIC: RAIFCH22
Raiffeisenbank Mittleres Toggenburg, 9630 Wattwil